Bundesbank gegen Boni-Banker

Bei der Tagung des Weltwährungsfonds (IWF) in Istanbul bot sich den Zuschauern ein interessantes Schauspiel: Der Chef der deutschen Bundesbank Axel Weber griff die Bankenbranche frontal an, indem er ankündigte, in Deutschland Grenzen für die Ausschüttung von Dividenden und Bonuszahlungen zu setzen. Sofort hielt Josef Ackermann von der Deutschen Bank dagegen und warnte vor solchen einzelstaatlichen Regeln, die den Wettbewerb verzerren würden. Auch sollten die international beschlossenen erhöhten Anforderungen an das Eigenkapital der Banken nicht überstürzt eingeführt werden.

Die „Süddeutsche Zeitung“ (5.10.2009) kommentierte wie folgt:

Der Rendite-Irrsinn

Die Bundesbank hat recht, wenn sie mehr Eigenkapital erzwingen will

…Wie sollen sich die großen Geldhäuser dieser Welt in Zukunft einerseits an strengere Vorschriften halten, andererseits aber weiterhin Eigenkapitalrenditen von 20 oder gar 30 Prozent erwirtschaften?

Seit diesem Wochenende nun liegt des Rätsels Lösung auf dem Tisch … die Zeit der Mega-Renditen soll nämlich schlichtweg vorbei sein…

Unter der Hand wird in Notenbankkreisen sogar eine konkrete Zahl genannt, wo ein „sinnvolles Renditeziel“ in Zukunft liegen könnte: bei etwa zehn Prozent. Damit wären die Banken immer noch deutlich profitabler als viele Industrieunternehmen. Für die Kreditwirtschaft aber lag ein solcher Wert bisher jenseits aller Vorstellungskraft. Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann etwa betonte am Wochenende noch einmal ausdrücklich, dass er keinen Grund sehe, von seinem 25-Prozent-Ziel Abstand zu nehmen.

Man muss ihm für dieses Aussage beinahe dankbar sein, denn sie verdeutlicht, dass ein Großteil seiner Zunft die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt hat und deshalb zu Reformen gezwungen werden muss. Eine Rendite von 25 Prozent lässt sich auf Dauer nur auf Kosten anderer Wirtschaftsteilnehmer und mit einer Kombination aus aufgeblähter Bilanz einerseits und geringem Eigenkapital andererseis erzielen…. Es ist gerade eine der zentralen Lehren der globalen Finanzkrise, dass die großen .. Banken Schocks nur dann finanziell verkraften können, wenn sie über genügend Eigenkapital verfügen. Wer das Problem lösen will, dass Banken allein ob ihrer schieren Größe ganze Staaten erpressen können, muss dafür sorgen, dass sich die Institute künftig bei ihren Eigentümern und nicht länger beim Steuerzahler gegen Verluste versichern.

Es ist wenig verwunderlich, dass ein solcher Mentalitätswechsel vielen Bankern schwerfällt, schließlich haben sie gerade in den letzten Monaten die gegenteilige Erfahrung gemacht: War ein Institut nur groß genug, wurde es – Ausnahme Lehman – vom Staat gerettet. Es ist deshalb auch nicht überraschend, dass in manchen Geldhäusern bereits wieder obszöne Summen für Bonuszahlungen zurückgestellt und hohe Ausschüttungen an die Aktionäre vorbereitet werden…

Die Forderung nach deutlich mehr Eigenkapital mag unspektakulärer .. sein als .. die Festlegung von Gehaltsgrenzen für Manager. Sie ist aber in Wahrheit das wichtigste Element einer besseren Krisenprävention… Nun muss nur noch die künftige Koalition in Berlin mitziehen.


Beitrag veröffentlicht

in

,

von

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Social media & sharing icons powered by UltimatelySocial