„Irrenstück“ mit Griechenland

In einer Kolumne der „Financial Times Deutschland“ („Vom Kasino in die Anstalt“) macht sich Thomas Fricke Gedanken über das „Irrenstück“, das Europas Politiker in Sachen Griechenland aufführen. Sein Fazit: Das demütige Bangen der EU-Regierungen vor der Reaktion der Finanzmärkte ist spätestens seit der Finanzkrise „grob fahrlässig“.

Und Fricke liest den Euro-Hütern die Leviten: Die Finanzmarktakteure urteilen über ganze Volkswirtschaften ganz nach subjektiven Kriterien, da objektiv gar nicht messbar ist, ob Griechenland ein Staatsbankrott droht. Und es urteilen Finanzmarkt-Manager, die gerade eben mit hunderten Milliarden Staatsgeld vor dem eigenen Bankrott gerettet wurden.

Und erst die Fakten: Griechenland hat ein Staatsdefizit von 120 Prozent des Brutto-Inlandsprodukts – Japan eines von 200 Prozent. Und nimmt man die Verschlechterung seit Beginn der Finanzkrise sind die Griechen geradezu moderat mit einem Anstieg des Staatsdefizits um 20 Prozentpunkte. Die kapitalistischen Kernländer USA und England haben dam mit plus 30 und plus 36 Prozentpunkte deutlich mehr zugelegt – und Irland schafft 53 Prozent Defizit-Zunahme. Und schließlich – so Fricke: die USA und und England leisten sich mit 10 Prozent vom BIP dasselbe laufende Staatsdefizit wie Griechenland – ohne auch nur den Hauch einer Andeutung zu machen, wie dieser Schuldenberg reduziert werden sollte.

Und weil die neoliberalen Rezepte der Brüsseler Euro-Politiker schon im Falle Portugal zu weniger Wachstum und mehr Massenarbeitslosigkeit geführt haben, ist diese Empfehlung geradezu gemeingefährlich.

Und am Schluss macht Fricke auch noch auf Kanzlerin Merkels Anteil am griechischen Problem aufmerksam. In ihrem unbedingten Glauben an „die Märkte“ hat sie dafür gesorgt, dass Griechenland zum Opfer der Spekulanten wurde. Sie stellte sich nämlich nicht denjenigen entgegen, die beschlossen hatten, das Land in den Ruin zu spekulieren.


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