Man könnte, wenn man wollte

Der wissenschaftliche Beirat für globale Umweltveränderungen (WBGU) liefert der auftraggebenden Kanzlerin die Blaupause für die kommenden Verhandlungen beim Weltklimagipfel in Kopenhagen. Realistisch betrachtet, dürften die Empfehlungen und ihre Begründungen aber leider keine Chance auf Verwirklichung haben. Dabei zeigen schon die Prämissen des Beirats, worum es geht:

  • Eine Erhöhung der durchschnittlichen globalen Temperatur von 2 Grad in diesem Jahrhunder (2001-2100) wird als gerade noch tolerierbar angesehen.
  • Alle Erdenmenschen sind gleich und dürfen im Jahr 2050 pro Jahr noch 1 Tonne CO2 ausstoßen – ganz gleich, ob sie in Afrika oder Europa leben.
  • Die im Kioto-Protokoll vereinbarten Klimaziele für einzelne Länder haben nicht den gewünschten Erfolg gebracht.

Deswegen, so die Wissenschaftler, ist als einzig möglicher Weg, die globale Erwärmung unter Kontrolle zu halten, die Aufteilung der Kohlendioxid-Emissionen auf die einzelnen Staaten entsprechend ihrem Anteil an der Weltbevölkerung. Um das Klimaziel mit einer Wahrscheinlichkeit von 67 Prozent zu erreichen, dürfen alle Menschen zusammen zwischen 2010 und 2050 noch 750 Milliarden Tonnen CO2 ausstoßen. Gemessen an den Zahlen des Jahres 2008 bedeutet dies, dass die Bundesrepublik noch ganze 10 Jahre so weitermachen dürfen wie bisher. Die USA haben noch 6 Jahre bis ihr Klimakredit aufgebraucht ist, Japan hat noch 11 Jahre, China immerhin 24. Indien ist mit 88 Jahren ebenso fein raus wie das arme Burkina Faso, das seine Verschmutzungsrechte erst in 2892 Jahren aufgebraucht haben wird.

Für die Verhandlungen in Kopenhagen schlagen die Klima-Wissenschaftler der Kanzlerin vor:

  • Verbindliches Festschreiben der 2-Grad-Erwärmungsmarke
  • Festlegen der Jahre 2015-2020 für den weltweiten Turnaround zu weniger Klimaschäden
  • Verpflichtung aller Länder, überprüfbare Pläne zur Entkarbonisierung ihrer Wirtschaft vorzulegen
  • Für Länder mit hohen Pro-Kopf-Emissionen (Deutschland, USA, Japan, China) sollen außerdem bis 2020 geltende zwingende Reduzierungsverpflichtungen vereinbart werden, damit die Pläne zur Kohlendioxid-Ausstoßreduzierung nicht verschleppt werden können
  • Eine Weltklimabank soll das ganze überwachen und die Pläne auf Machbarkeit überprüfen.

Klar, dass das politisch nix wird: Die US-Bürger werden den Plan ablehen, weil sie einen „Weltsozialismus“ fürchten; die Autoindustrie und die Kohlekraftwerksbetreiber werden den Plan ablehen, weil sich dann wirklich etwas ändern muss; und die deutschen Durchschnittsbürger werden nicht mitmachen, weil sie eine Änderung ihres Lebensstils ablehnen und stattdessen lieber ihre Kinder und Enkel grillen.

Quelle: Technology Review


Beitrag veröffentlicht

in

,

von

Schlagwörter:

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Social media & sharing icons powered by UltimatelySocial