Arbeitnehmer aufgehetzt

Ein schönes Beispiel, wie Unternehmen ihre Beschäftigten unter Druck setzen deckte die Süddeutsche Zeitung (19.8.2009) auf: In einem vertraulichen Schreiben der Geschäftsleitung des Kabelnetzbetreibers Kabel Deutschland an leitende Mitarbeiter der Unternehmens-Callcenter in Bonn, Halle/Leipzig und Erfurt heißt es am 6.8. unmissverständlich: „Wir knnen daher … nur an die Mitarbeiter appellieren, unmittelbar auf  Verdi zuzugehen und dort eine Öffnung der Tarifverträge oder eine Erhöhung der Wochenarbeitszeit einzufordern“

Projektmanager Guido Spork verschickte im Namen von 15 weiteren Mitarbeitern – meist Führungskräfte – eine Aufforderung an die Callcenter-Mitarbeiter. Innerhalb weniger Tage unterschrieben 800 Beschäftigte die Forderung an die Gewerkschaft ver.di, die Arbeitszeit ohne Lohnausgleich zu verlängern. Die Verlängerung von 38 auf 42 Wochenstunden hatte die Gewerkschaft abgelehnt und stattdessen Lohnkürzungen von 6,5 Prozent angeboten – den Gegenwert von 100 Entlassungen. Ende Juli waren die Gespräche gescheitert – an der Arbeitszeitfrage.

Daraufhin bot Kabel-Deutschland-Chef Adrian von Hammerstein die Callcenter mit 571 festangestellten und 789 Zeitarbeitern zum Verkauf an – etwa an Walter Service (die gerade Callcenter-Standorte schließen) oder der Bertelsmann-Tochter Arvato. 30 Millionen will Hammerstein so sparen – Geld, das er für den Börsengang der Firma benötigt, die seit 2006 dem Finanzinvestor Providence gehört. Nach dem Börsengang sollen konkurrierende Kabelnetzfirmen gekauft werden. Kabel Deutschland ist übrigens ein Produkt der Privatisierung der Telekom und wurde 2003 aus der Kabelnetz-Sparte geschaffen und zunächst von 3 Finanzinvestoren gekauft.

Die Mitarbeiter, die gegen die Gewerkschaft ver.di unterschrieben sollen dies übrigens nicht ganz freiwillig getan haben, sondern weil sie auf den drohenden Verlust ihrer Arbeitsplätze hingewiesen worden sein sollen.


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