Kategorie: Die Überflüssigen
-
Gier nach Unglück
Im Fernsehtrash der privaten Medienkonzerne setzt sich gerade ein neues Format durch: erfundene Geschichten, die so gefilmt werden, dass schlichte Gemüter sie für eine Dokumentation halten (weil mit billigen Laiendarstellern verfilmt). Diese „scripted reality soaps“ leben davon, dass – so „Die Zeit“ (5.8.2010) – „die Unglicklichen gieren nach dem Schicksal noch Unglücklicherer“. Und so wird…
-
1-Euro-Jobs nicht gesetzeskonform
Das Gesetz fordert, dass die als 1-Euro-Jobs bekannten „Arbeitsgelegenheiten“ für Langzeitarbeitslose nachrangig zu Vermittlung und Weiterbildung behandelt werden. In der Praxis jedoch sparen die Ämter bei den Hart-IV-Empfängern sich auf diese Weise die teure Qualifizierung der Langzeitarbeitslosen. Im Schnitt sind dreimal soviele Langzeitarbeitslose in 1-Euro-Jobs geparkt (sie fallen damit aus der offiziellen Arbeitslosenstatistik heraus) als…
-
Lücke immer noch groß
Zu den derzeitigen Erfolgsmeldungen aus dem neoliberalen Lager gehört, dass es plötzlich wieder ein ausreichendes Angebot an Ausbildungsplätzen gebe. Doch die Statistik spricht eine andere Sprache: Die Bundesagentur für Arbeit meldet für Ende Juli zwar 108.500 freie Lehrstellen. Gleichzeitig gibt es aber immer noch 152.600 Bewerber, die zu diesem Zeitpunkt keine Lehrstelle gefunden hatten. Das…
-
Reiche werden schneller reicher
1979 hatte das reichste Prozent der US-Amerikaner im Durchschnitt das 7,9-fache Einkommen wie die Mittelschicht – das mittlere Einkommens-Fünftel. 10 Jahre später, 2007, war dieser Unterschied auf das 23,9-fache angewachsen. Im selben 10-Jahres-Zeitraum war das Einkommen des ärmsten Fünftels der Bevölkerung um 16 Prozent gewachsen, das Mittelschicht-Fünftel hatte einen Einkommenszuwachs von 25 Prozent. Dagegen konnte…
-
Enger wohnen!
Eine interessante historische Betrachtung zur Wohnfläche macht die telepolis in diesem Artikel. Die Betrachtung zeigt, dass die aktuelle Diskussion, den Hartz-IV-Empfängern den Wohnraum-Anspruch von derzeit 45 Quadratmetern (1-Personen-Haushalt) auf bis zu 25 Quadratmeter zu senken, auch schon in der Wirtschaftskrise 1929 aktuell war. Immerhin wollten damals Bauhaus-Architekten dem Fabrikarbeiter noch ein Häuschen mit Mini-Garten und…
-
Hungerlöhne machen Hungerrenten
Die erleichterte Zulassung der befristeten Beschäftigung im Jahr 1984 bezeichnet deren Erfinder Norbert Blüm – damals Arbeitsminister der CDU-FDP-Bundesregierung, heute als seinen größten politischen Fehler (1984 meinte er noch „Lieber befristete Arbeit als unbefristet arbeitslos“). Blüm hat erkannt, wozu die erleichterte Befristung führt: „Aus Hungerlöhnen werden Hungerrenten“ Das ist statistisch untermauert: ein Viertel aller Arbeitnehmer…
-
Jeder 4. ohne Normaljob
24,8 Prozent aller Arbeitnehmer sind laut statistischem Bundesamt „atypisch“ beschäftigt – also Leiharbeitet, Teilzeitbeschäftigte mit weniger als 20 Wochenstunden oder in einer befristeten Anstellung. Diese 7,6 Millionen Arbeitnehmer im Jahr 2009 sind deutlich mehr als die 5,3 Millionen im Jahr 1998 (16 Prozent). Fast jeder vierte Arbeitnehmer hat damit kein geregeltes Normalarbeitsverhältnis mehr. Normalarbeitsverhältnisse werden…
-
Vorrang für Besserverdienende
Dass Eltern, die auf Hartz IV angewiesen sind, künftig kein Elterngeld mehr bekommen, ist politisches Kalkül der CDU-Familienministerin Kristina Schröder: Sie fördert lieber besserverdienende Ehemänner mit dem Elterngeld als Eltern, die Hartz-IV benötigen. Die „taz“ (6.7.2010) kommentierte diesen Vorgang treffend mit „Priorität: Besserverdienende“.
-
Bank will 850 Millionen
Noch bis 10. August läuft die Frist des Essener Insolvenzgerichts, um den Warenhauskonzern Karstadt planmäßig aus der Insolvenz hereaus zu sanieren. Käufer Nicolas Berggruen, der alle Arbeitsplätze im Karstadt-Konzern erhalten will, muss sich dabei vor allem mit der Anlegergruppe „Highstreet“ auf niedrigere Mieten einigen. Zur Erinnerung: Der frühere Boss des pleite gegangenen Karstadt-Mutterkonzerns, der ehemalige…
-
1 Euro Stundenlohn
Aus der Portokasse dürfte der Unternehmer die 1000 Euro strafe zahlen, die ihm das Landgericht Magdeburg aufbrummte, weil er seine Putzfrauen mit weniger als 1 Euro Stundenlohn abspeiste (bzw. mit maximal 1,79 Euro die Stunde in den Jahren 2004 bis 2006 bezahlte, als der Gebäudereiniger-Mindestlohn bei 7,68 Euro lag). Mehr ärgern dürfte ihn die Tatsache,…