440 Millionen in einer halben Stunde

Vorerst scheint die Aktienhandelsfirma „Knight Capital“ gerettet. Rund 400 Millionen US-Dollar stellen Finanzfirmen wie „Blackstone“ bereit, um den größten Teil der 440 Millionen Dollar Verluste abzudecken, die das Unternehmen innerhalb einer halben Stunde eingefahren hatte, weil es „versehentlich“ in seinen Computerprogrammen eine Testsoftware laufen ließ, die systematisch Aktien zu teuer einkaufte und zu billig verkaufte.

„Knight Capital“ gehört zu denjenigen Firmen, die versuchen, kleine Preisunterschiede auszunutzen, die beim Handeln mit Aktien eines Unternehmens an verschiedenen Börsen entstehen. Die Firma, die sich als „Marktmacher“ (englisch: market maker) versteht, und im Juli täglich im Schnitt einen Handelsumsatz von 19,5 Milliarden Dollar machte, verdient also Geld damit, dass sie in schneller Folge Aktien kauft und verkauft und dabei Gewinne aus minimalen Kursunterschieden macht.

In einem Artikel der „telepolis“ ist nachzlesen, was schief lief: Das Testprogramm, das eigentlich nur testen sollte, ob die Computer an den jeweiligen Handelsnetzen richtig angeschlossen sind, platzierte fast unbemerkt Aufträge, die so aussahen, dass bei einer Aktie (Exelon Corp.) zwischen Kauf und Verkauf jedesmal ein Verlust von 15 Cent entstand – 40 mal pro Sekunde (6 Dollar), 2400 mal pro Minute (360 Dollar), insgesamt in der fraglichen halben Stunde allein bei dieser Aktie 10.800 Dollar Verlust für „Knight Capital“. Insgesamt führte der Fehler bei 140 Aktien zu auffälligen Kursausschlägen – allerdings waren die nur bei weniger als 10 so groß (über 30 Prozent Abweichung von vorangegangenen Kursen), dass die automatischen Sicherungssysteme der Börsen griffen und die Aufträge stornierten.

Übrigens: Knight Capital hatte vor dem selbstproduzierten Crash einen „Marktwert“ von einer Milliarde US-Dollar und Bargeldbestände von 365 Millionen Dollar. 2004 musste die Firma 79 Millionen Dollar Strafe zahlen, weil sie ihre Kunden betrogen übervorteilt hatte. Nach der jetzt nötigen „Rettungsaktion“ für den Hochfrequenzhändler besitzen die Finanzinvestoren etwa drei Viertel der Unternehmensaktien.


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